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Unsere erste Couchsurfing-Erfahrung

Couchsurfing kann man als ein soziales Netzwerk bezeichnen. Wikipedia nennt es ein ~internetbasiertes Gastfreundschaftsnetzwerk~ 💁🏽‍♀️😅 Die Mitglieder, so wie wir, nutzen die Website, um eine kostenlose Unterkunft auf Reisen zu finden, neue Menschen kennenzulernen oder auch ganz andere Aktivitäten, wie beispielsweise einem Reisenden die Stadt zu zeigen oder einfach nur abzuhängen.

 

Durch Freunde, die dieses Netzwerk schon öfters genutzt hatten, wurden wir darauf aufmerksam und erstellten uns in Deutschland ein ausführliches Profil. Um die Vertrauenswürdigkeit der Mitglieder besser einschätzen zu können, soll man sein Profil ausreichend ausfüllen, Bilder hochladen und auch durch Bewertungen von anderen Nutzern ein gutes Erscheinungsbild erstellen. 

 

Wir schauten eigentlich immer nach Gastgebern, die viele und eigentlich nur positive Referenzen aufweisen konnten und auf uns einen guten Eindruck machten. In Dubai haben wir sehr viele Angebote für eine Unterkunft bekommen, hatten schon aus Deutschland mit mehreren Couchsurfern Kontakt, doch irgendetwas kam am Ende dann doch immer dazwischen 🤷🏽‍♀️

 

Doch dann hatten wir Glück und meldeten uns nochmal bei Roy, der uns gleich anbot am nächsten Tag bei ihm zu übernachten. Unsere Aufregung stieg und wir konnten wirklich gar nicht einschätzen, was auf uns zukam. Bevor wir auschecken mussten, klärten wir mit Roy noch ab, wo wir uns in der Stadt treffen. Da er gerade arbeiten war, schlug er vor, dass wir auf 12 Uhr zur seiner Arbeit kommen sollten und er uns dann zu sich nach Hause ins Hotel fahren würde. Okay...zwischenzeitlich wurde ich mir dann wirklich ein bisschen unsicher, ob ich das alles wollte, weil ein bisschen komisch kam mir das irgendwie schon vor. Der Lamsy Plaza war außerdem von unserem Stabdort mit öffentlichen Verkehrsmitteln ganz schon schwierig zu erreichen, doch Roy schrieb uns gleich, dass wir uns ein Taxi rufen sollen und er das für uns bezahlen wird. Natürlich wollten wir das nicht und in meinem Kopf spielten sich schon die komischsten Geschichten ab, doch wir machten uns dann auf den Weg mit dem Taxi zu Roy und bezahlten dies aus eigener Tasche.

 

Als wir ausgestiegen sind, kam uns gleich ein arabischer Mann in einer Kandora (knöchellanges, locker sitzendes Gewand aus weißer Baumwolle) und der Kopfbedeckung Ghutra entgegen. Wenn wir ehrlich sind, dachten wir im ersten Moment: "Oh ein Scheich"...doch wir waren sehr gespannt, was er uns über Dubai berichten wird und wie sich die Zeit mit ihm gestaltet.

 

Wir stiegen erstmal in einen schönen Audi ein und er brachte uns in seine „Viceroy Suite“ im Grand Excelsior Hotel in Bur Dubai. Ich war erstmal verwirrt...man kann doch nicht einfach fremde Personen in seinem Hotelzimmer übernachten lassen?! Doch wie sich herausstellte hatte Roy hier eine Sonderstellung. Wir wurden erstmal dem Hotelmanager vorgestellt, er kopierte auch noch unsere Pässe, jeder begrüßte uns im Hotel, als ob wir jemand besonderes waren und wir wussten im ersten Moment gar nicht, was hier wirklich geschah. Im Hotelzimmer gab es dann nur ein Bett, doch Roy, sagte uns, dass er das klären wird. Wir tranken mit ihm erstmal einen schwarzen Tee und unterhielten uns über Gott und die Welt. Er erzählte uns über seine derzeitigen Projekte als bekannter Architekt. Dafür gingen wir in die Hotellobby und saßen uns auf ein richtig schönes altes Sofa. Auf dem Tisch stand eine Kaffeekanne „Dallah“ und er zeigte uns wie in dieser echter arabischer Kaffee gemacht wird und natürlich mussten wir diesen, obwohl wir beide keinen Kaffee mögen, auch probieren. Aber er war gar nicht so schlecht. Auch die bekannten süßen Datteln probierten wir 😊 Roys Auftrag war, kurz gesagt, ein Hotel in der Form einer Dallah und den besonderen Tassen zu bauen, typisch Dubai eben. Weiterhin erzählte er uns von seinen unzähligen Couchsurfing Erfahrungen, bei denen wirklich unglaublich lustige Geschichten dabei herauskamen. Wir bemerkten schnell, das Roy nicht wenig Geld hatte und das sagte er uns auch, aber er macht das gerne, weil er sonst sehr alleine ist und gerne Menschen aus anderen Ländern kennenlernt. Nun war ich schon mal ein bisschen erleichtert, Roy war wirklich ein netter älterer Herr und er versuchte wirklich uns eine super erste Couchsurfing Erfahrung zu bescheren. Der einzige Nachteil war nur, dass er ununterbrochen rauchte und das wirklich im ganzen Hotelzimmer, aber da mussten wir jetzt eben durch. 

 

Er war ein bisschen traurig darüber, dass er in dieser Woche sehr viel arbeiten muss, da er uns dann nicht viel von der Stadt zeigen konnte. Doch schon die Erzählungen über die Geschichte des Landes und der Stadt und Tipps, was wir alles besuchen sollten, halfen uns sehr weiter. Die Sache mit dem Bett war jedenfalls am Abend noch nicht geklärt, da das Hotel keine freien Betten mehr hatte. Naja, wir dachten dann halt, dass wir irgendwie auf dem kleinen Sofa unterkommen werden. Roy bestand aber darauf, dass wir im Bett schlafen, da Kevin viel zu groß für die Couch wäre. 

 

Am nächsten Tag erzählten wir Roy auch, dass wir gerne eine Wüstensafari in Dubai machen wurden. Wir hatten es noch nicht einmal richtig ausgesprochen, da machte er sich mit uns schon auf den Weg zu den Tourbuchungen des Hotels und da wir Roys "Freunde" waren bekamen wir natürlich auch noch einen schonen Rabatt. Das lief ja alles super, wir waren wirklich sehr glücklich, wie es uns hier ergangen ist und freuten uns jeden Tag auf die vielen Geschichten, die er uns erzählte. Am dritten Tag hat er uns auch verraten, dass sein Vater ein sehr bekannter Politiker in den Vereinigten Arabischen Emirate war und er sich aber durch seinen Beruf als Architekt und Buchautor einen eigenen Namen hier gemacht hatte. Er war schon viel auf der Welt unterwegs, zeigte uns viele Bilder von seinen Reisen, gab uns Tipps zu verschiedenen Kameraeinstellungen, Sehenswürdigkeiten und lud uns am letzten Abend noch zum Essen ein. Wir gingen zu einem Inder und Kevin musste beweisen, dass er scharf essen konnte, da sie davor eine kleine Wette abgeschlossen hatten.

 

Am letzten Abend stand noch unsere Wasche auf dem Tagesplan und auch das wollte Roy für sich festhalten und knipste uns mit seiner neuen Kamera. Nach diesen fünf Tagen mit Roy hatten wir sehr viel über diese Stadt erfahren, hatten eine super erste Couchsurfing Erfahrung, auch wenn Roy manchmal komische Angewohnheiten hatte, aber wer hatte das denn nicht? Wir konnten uns wirklich glücklich schätzen ihn kennengelernt zu haben und die Verabschiedung war sehr herzlich und er wünschte uns alles Gluck der Welt auf unserem weiteren Weg. Den jetzt stand ja schon unser nächster Flug und unser nächstes Abenteuer vor der Türe.