Von Deutschland aus haben wir über eine Bekannte, Kontakt zu der Firma Britannia bekommen und wurden dort am 15. Januar 2019zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Jeder der mich kennt, kann sich vorstellen, dass ich mich darauf vorbereitet habe: Firmeninfos gesammelt, Bewerbungsunterlagen geordnet, mögliche Fragen und Antworten aufgeschrieben und mich wahrscheinlich viel zu verrückt gemacht. 🙈😅 Kev war da das komplette Gegenteil: „Da gehen wir hin und lassen mal alles auf uns zukommen, das wird schon.“ Die Mischung aus Beidem harmonierte am Ende wohl ganz gut 😄
Vorabinformation:
Die Firma Britannia liegt ca. 1 Stunde außerhalb von Melbourne in Mulgrave. Hier gibt es keine Hostels, also haben wir bevor wir eine Zusage hatten, schon ein Airbnb gemietet, da auch diese schon fast alle gebucht waren. Sehr heikel, aber wir mussten einfach auf eine positive Rückmeldung hoffen. Deshalb war die Aufregung vor dem Gespräch noch einmal größer.
Das Vorstellungsgespräch:
...ein ereignisreicher Tag beginnt...
Um 7 Uhr standen wir auf und wollten unsere Hemden und Blusen bügeln - doch natürlich war an diesem Tag das Bügeleisen verschwunden und wir mussten ganz legere in Shirts losziehen.
Natürlich musste es an diesem Tag auch noch 40 Grad haben und wir nahmen für die 1 1/2 stündige Fahrt Wechselklamotten mit. Kurz in einem Restaurant umgezogen, meldeten wir uns überpünktlich an der Rezeption. Vom Personalmanager wurden wir empfangen und gleich zum Chef ins Büro geschickt 😄 im Stehen wurden wir hier ganz locker über unsere bisherigen Tätigkeiten interviewt und erzählten auch wie unser Plan für die nächsten Monate aussieht. Schnell stellte sich aber heraus, dass an diesem Standort keine zwei Stellen frei sind...
Panik, Angst, Trauer, wir wissen auch nicht, was wir da dann gefühlt haben?! Nach einer kurzen Produktionsführung bekamen wir aber die Kontaktdaten, der anderen Niederlassung, die über die Sommerferien zwei Personen gebrauchen könnten und wir sollten gleich dorthinfahren und hatten dort unser zweites Vorstellungsgespräch.
Nach einer Stunde Fahrt kamen wir verschwitzt bei der Firma FORM2000 an und sprachen mit dem Chef. Er machte uns gleich klar, dass es hier harte Arbeit ist und ich die erste Frau wäre, die in der Produktion arbeiten würde. Ich sollte mir die Arbeit doch erstmal anschauen, bevor ich zusagte 😅🙈 nachdem wir eine Runde Eis genossen, hatten wir eigentlich gar keine andere Wahl mehr, als den Job anzunehmen, denn wir brauchten das Geld und die Joblage in Melbourne war ansonsten gerade miserabel. Jetzt ging es mit gemischten Gefühlen wieder zurück in die Stadt. Klar auf der einen Seite waren wir glücklich einen Job zu haben, andererseits mussten wir jetzt erstmal schauen, wie das mit der Wohnung ist und wie wir das alles regeln werden.
Danach mussten wir noch alle Dokumente ausfüllen und erstellten uns einen Superannuationaccount und fielen todmüde ins Bett!
Am nächsten Tag sahen wir dann zum ersten Mal unsere Bleibe für die nächsten vier Wochen. Wir hatten ein eigenes Zimmer und teilten uns ein Haus mit einem australischen Ehepaar, die wir selten sahen, da sie sehr viel arbeiteten.
Da die Firma in einem anderen Stadtteil ist und 12 km entfernt war, konnten wir nicht, wie geplant, jeden Morgen mit dem Fahrrad fahren. Am Donnerstag, den 17. Januar stand unser erster Arbeitstag an und wir musste die schreckliche Busverbindung nehmen, um 4:30 Uhr aufstehen, 05:10 Uhr das Haus verlassen, einmal umsteigen, um 06:30 Uhr in der Firma ankommen, um dann eine halbe Stunde später anzustempeln.
Nachdem wir uns sogar überlegten ein Auto oder einen Roller für die Zeit zu mieten, bot uns nach einigen Gesprächen, unser indischer Kollege Tony an, dass er uns sowohl abholen, als auch absetzen kann. Dafür änderte sich dann zwar unser Arbeitsbeginn von 7 auf 6 Uhr, das war aber gar nicht schlimm, da wir nicht früher aufstehen mussten und nachmittags viel früher daheim waren.
Unsere Arbeit
FORM2000 ist, wie Britannia, für die Metallverarbeitung zuständig.
Nach einer Woche hatte mich mein Chef Mikel schon gut eingelernt und ich durfte meine eigenen Aufträge bearbeiten. Ich lötete Bleche, presste etliche verschiedene Schrauben ein oder musste mit der Pressluftpistole arbeiten. Für mich am Anfang eher ungewöhnlich und auch manchmal ganz schön schwer, aber diese Herausforderung wollte ich natürlich gut meistern ☺️
Kevin arbeitete in einem anderen Bereich und war jeden Tag dafür zuständig die frisch ausgelaserten Blechstücke auszubrechen und danach zu schleifen.
Somit sahen wir uns nur in der viel zu kurzen Frühstückspause und zum Mittagessen.
Was mich ein bisschen ärgerte war, dass man in Australien nach dem Alter bezahlt wurde und ich somit fast 2€ in der Stunde weniger als Kevin verdiente, obwohl wir dieselbe Arbeit hatten.
Naja, damit musste ich eben leben. Gleich in der ersten Woche wurde auch unser Kreislauf auf die Probe gestellt. Es hatte am Tag 42 Grad und kühlte nachts nur auf 31 Grad ab. Somit hatten wir in der Produktionhalle fast über 50 Grad und alle Ventilatoren halfen nichts mehr. Zum Glück konnten wir an dem heißesten Tag schon um 5 anfangen und konnten um 11 Uhr aufhören, da wir freitags nur 6 Stunden arbeiten durften. Kevin aß vier Eis 😂 und wir waren einfach nur froh, als wir zuhause waren, dass war echt für uns unaushaltbar.
Die nächsten Wochen wurde das Wetter zum Glück nicht wärmer und wir konnten bei angenehmen Temperaturen arbeiten und es wurde immer mehr zum Alltag.
Endlich in der letzten Woche angekommen, wurde unser Mitbewohner richtig krank und Kevin fing sich einen Virus ein. Nach zwei Tagen Pause, gingen wir am Freitag überglücklich zum letzten Mal in die Firma und konnten Stolz sagen, dass wir es geschafft haben. Nicht nur das Arbeiten war hart, sondern wir haben in dieser Zeit auch ganz schön stark bemerkt, was wir alles zuhause hatten und wie glücklich wir darüber seien können.